Das Restaurant verbindet seit 2018 Genuss mit Nachhaltigkeit indem alle Gerichte rein pflanzlich zubereitet werden und Abfall vermieden wird.
Inhaltsverzeichnis
1. Das Problem mit dem (Plastik)-Müll
2. Das Konzept des Restaurants FREA
3. Zero Waste Gerichte für zu Hause?
Das Problem mit dem (Plastik)-Müll
Fast jeder hat ein Problem mit Müll - denn spätestens, wenn man ihn rausbringen muss nervt er. Und das kommt je nach Lebensweise häufig vor. Bei vielen Menschen geht das Problem mit dem Müll inzwischen über diese subjektive Empfindung hinaus, die nur das Rausbringen mit Aufwand verbindet. Sie sorgen sich um die Auswirkungen, die die enormen Mengen an Müll weltweit auf die Natur und das Klima haben.
Es fällt schwer, den Verpackungswahnsinn zu ignorieren. Besonders Plastik als kurzfristig günstige Variante ist überall zu finden. Wer schon mal versucht hat im Supermarkt unverpackte Produkte zu kaufen, merkt, wie schwierig das ist. Selbst Obst und Gemüse, das oft von einer natürlichen Schale geschützt wird, wird zusätzlich in Plastik verpackt.
Laut der Plastikmüll Statistik verbraucht Deutschland mit 12 Mio Tonnen so viel Plastik wie fast kein anderes Land in Europa. Nur in Luxemburg, Irland und Estland ist der Verbrauch noch höher. Jeder Mensch in Deutschland produzierte 2017 durchschnittlich 226 Kilo, 23 Prozent mehr als noch im Jahr 2000. Wir produzieren also riesige Müllberge, und das Gastgewerbe ist dabei ein entscheidender Faktor. Aber wie viel Müll genau produziert ein herkömmliches Restaurant?
Darüber gibt es nur ungefähre Schätzungen. Das Bundesumweltamt hat in einer Studie 2014 errechnet, dass pro Person jährlich 53,3 Kilogramm Lebensmittel in Restaurants, Großküchen oder bei Veranstaltungen bereitgehalten werden. Davon landen 23,6 Kilogramm vorzeitig im Abfall. Die Inhaber des Restaurants FREA gehen davon aus, dass ein Restaurant in fünf Tagen soviel verbraucht wie eine Privatperson in einem Jahr. Letztlich hängt das von mehreren Faktoren ab: Größe, Öffnungszeiten, Anzahl der Gäste und natürlich davon, was man kocht und wie die Zutaten geliefert werden.
Das Konzept des Restaurants FREA
Die Gründer des FREA, David Suchy und Jasmin Martin, sind sich der Tatsache bewusst, dass es unmöglich ist,ein Restaurant komplett abfallfrei zu betreiben. Versuchen tun sie es trotzdem. Das FREA arbeitet nur mit Lieferanten zusammen, die Ware völlig plastikfrei liefern. Dazu gehören zum Beispiel die Markthalle IX, die Wilde Gärtnerei und eine Bio-Erzeugergemeinschaft aus Bayern. Neben den möglichst regionalen Produkten werden aber auch Zitronen aus Italien oder Kaffee verwendet. Letzterer wird CO2 -sparend nach Deutschland gesegelt und nicht geflogen.
Die Zutaten für die angebotenen Gerichte im FREA werden nach CO2-Fußabdruck ausgesucht. Unter anderem deshalb gibt es im Angebot des Restaurants keine tierischen Produkte, da diese einen größeren ökologischen Abdruck hinterlassen als regionales Obst und Gemüse. Fast alles, was hier auf den Teller kommt, ist selbst gemacht. Das spart Transportwege. Neben Sauerteigbrot und Pasta gibt es Schokolade, Haselnussmus und -milch und Kombucha. Wer Zero Waste macht, muss auch konsequent sein und die Umwelt in jeglicher Hinsicht schützen, sagt der Gründer David Suchy.
Das FREA kann die Welt nicht verändern, möchte aber Anregungen geben, wie man abfallfrei leben kann und undogmatisch aufzeigen, was für Möglichkeiten es in der veganen Küche gibt. Die Gäste sollen nicht nur im Restaurant erleben, dass Zero Waste auch in der Gastronomie funktioniert, sondern diese Nachricht nach außen tragen.
Zero Waste Gerichte für zu Hause?
Ich habe die online vorbestellten Gerichte im Restaurant abgeholt und konnte dabei noch kurz mit David Suchy ins Gespräch kommen. Er bot mir an, die verwendeten Verpackungen für das abgeholte Essen zurück ins Restaurant zu bringen, wenn ich das nächste mal vorbei komme. Diese Verpackungen bestehen aus Papier und sind PLA beschichtet.
PLA ist ein aus Maisstärke hergestellter Kunststoff, der sich ähnlich zu Plastik verhält, aber unter bestimmten Bedingungen wieder kompostiert werden kann. Leider können die Anlagen der Müllsortierung in Deutschland diesen, auf Basis natürlicher Rohstoffe hergestellten Kunststoff, noch nicht von herkömmlichem Plastik unterscheiden. Deshalb wird dieser nach der Entsorgung dann leider nicht kompostiert.
Natürlich hat diese Verpackung bei einem Zero Waste Restaurant einen gewissen Beigeschmack. Was man dabei allerdings nicht vergessen sollte ist die Tatsache, dass diese Einwegverpackungen es dem Restaurant ermöglichen, sein Essen auch während der Covid-19-Pandemie an den Gast zu bringen. Dies sichert den Erhalt des Restaurants bis zur Lockerung der Maßnahmen zur Eindämmung.
Zu Hause angekommen habe ich die Gerichte kurz auf Tellern aufgewärmt und dann angerichtet. Dabei haben weder Konsistenz noch Geschmack unter dem Transport gelitten.
Flatbread
Mit Kohlrabi-Pesto, karamellisierten Zwiebeln, Sonnenblumenkern-Chilli-Dip und kleinem Salat.
Kartoffelrösti
Mit Apfel-Kohlrabi-Salsa, karamellisierten Zwiebeln, Sonnenblumenkern-Chilli-Dip und kleinem Salat.
Geröstete Agnolotti
Mit Champignon-Kartoffel- Reis-Füllung, karamellisierten Senf-Zwiebeln, Mayonnaise, Petersilien-Pesto, Viniagrette und frischen Kräutern.
Schokomousse
Aus 80 prozentiger FREA-Schokolade.
An dieser Stelle hatte ich eigentlich geplant einzelne Beschreibungen und Bewertungen zu allen Gerichten niederzuschreiben. Alle Gerichte haben fantastisch geschmeckt. Besondere Highlights waren das Flatbread, die Apfel-Kohlrabi-Salsa, das Zusammenspiel aller Komponenten der gerösteten Agnolotti und die Vollmundigkeit der Schokomousse. Geschmack ist immer subjektiv. Mein Tipp: Einfach selbst von den Gerichten und dem Konzept überzeugen. Ab dem 15.05. hat das Restaurant wieder geöffnet, vorher kann man die Speisen weiterhin abholen oder auch nach Hause liefern lassen.
Restaurant FREA
Torstraße 180,
10115 Berlin Mitte
Öffnungszeiten
MO-SO: 18-22 Uhr
Abholung und Lieferung
MI-SO: 17-21 Uhr